Stadtwald Rathenow erhalten
Keine Windkraftanlagen in der Nähe von Wohn- und Naturschutzgebieten


Am 30. Juni wurde im Rathenower Hauptausschuss „grünes Licht“ für die Planung eines Windparks im Stadtwald gegeben. Vier Abgeordnete stimmten dafür, zwei dagegen, zwei enthielten sich der Stimme. Eine der beiden Gegenstimmen kam vom Vertreter der AfD. Er drückte damit die Meinung unserer gesamten Fraktion aus.

Ein heutiges Großwindrad wiegt mitsamt Fundament etwa 7.000 t (das ist etwa das Gewicht von 100 Leopard-II-Panzern der Bundeswehr), das meiste davon macht das Betonfundament aus. Der Flächenbedarf ist groß: Es ist nicht nur die Fläche für das Windrad abzuholzen, sondern es sind in der Bauphase befestigte Zufahrtswege durch den Wald zu bauen, für die vielen LKW-Ladungen von Baumaterial. Hochspannungsleitungen, die den Strom abtransportieren, müssen gebaut werden, in der Regel unterirdisch verlegt. Die geplanten Windräder haben eine Nabenhöhe von 169 m, die Rotorfläche (also die von den Flügeln überstrichene Fläche bei einer Umdrehung) hat die Größe eines Fußballfeldes. Vögel, Fledermäuse, Insekten werden von den Flügeln erfasst und getötet.

Welche Leistung bringen diese riesigen Anlagen? Die Firma, die den Betrieb der Windräder plant, gibt pro Anlage eine max. elektrische Energieerzeugung von 7,9 Megawatt an (Zum Vergleich: Das in der DDR gebaute Braunkohlekraftwerk Vetschau hatte 1.200 Megawatt Leistung). Da nicht immer Wind weht, kann ein Windrad nicht immer Strom liefern. Die Betreiberfirma gibt an, dass nur in höchstens 27% der Zeit die Anlage in Volllast laufen wird, also die geplante Strommenge liefert, dazu noch eine nicht näher genannte Zeit, in der das Windrad sich zwar dreht, aber nicht mit voller Leistung (zu schwacher Wind) arbeitet. Bei Windgeschwindigkeiten unter etwa 3 m/s (entspricht Windstärke 2-3) steht ein Windrad still. Bei zu starkem Wind (ab etwa 25 m/s, entspricht Windstärke 10) wird es aus Sicherheitsgründen abgeschaltet.

keine Windräder im Rathenower Stadtwald

Um die Zeiten, in denen kein Windstrom erzeugt wird zu überbrücken, soll zusätzlich noch ein großer Solarpark (nicht im Stadtwald) gebaut werden. Dieser kann natürlich nur tagsüber Strom liefern (sofern überhaupt die Sonne scheint).

Überschüssiger Strom soll dazu genutzt werden, um durch elektrische Aufspaltung von Wasser Wasserstoff zu erzeugen (sog. Elektrolyse). Dabei geht ein Teil des elektrischen Stromes verloren (ein Teil der elektrischen Energie wird nicht in Wasserstoff gespeichert, sondern in Wärme verwandelt), diese Wärme soll darum vor Ort genutzt werden, etwa als Fernwärme.

Die elektrische Aufspaltung von Wasser (Elektrolyse) muss aber möglichst ununterbrochen ablaufen, um wirtschaftlich zu sein. Häufige Unterbrechungen wegen Strommangels können zu Problemen führen. Der gespeicherte Wasserstoff wird zuletzt wieder in Strom verwandelt, auch um die Elektrolyse bei Strommangel weiter zu betreiben. Durch diese mehrfachen Umwandlungen (erst Strom in Wasserstoff, dieser wird gespeichert, dann erneute Umwandlung des Wasserstoffes in Strom) geht der grössere Teil der Ausgangsenergie verloren. Etwa nur 40 % der ursprünglichen Energie stehen am Ende als Strom zur Verfügung. Eine derartige Anlage ist in der Nähe von Schwerin im Bau.

Wir lehnen Windräder im Stadtwald ab, sowohl wegen der Abholzung großer Baumbestände als auch aus Naturschutzgründen. Windkraft ist stark wetterabhängig, ebenso Photovoltaik. Damit ist keine kontinuierliche Stromerzeugung möglich. Es müssen stets andere Kraftwerke (Kohle, Gas, Kernenergie) in Bereitschaft gehalten werden, die sofort einspringen, wenn der Strom auszufallen droht. Der geplante Ausweg über die Erzeugung von Wasserstoff als Zwischenspeicher ist mit hohen Energieverlusten verbunden.

Wind- und Sonnenenergie sind immer noch weit davon entfernt, ohne staatliche Förderung auszukommen. Deutschland hatte bereits vor der Ukrainekrise unter den Industrieländern mit die höchsten Strompreise der Welt. Wenn man CO2 in der Atmosphäre senken will, sollte man für Windräder keine Waldgebiete abholzen. Auch darf nicht ausschließlich auf diese unzuverlässige Art der Energieerzeugung gesetzt werden.

Uwe Hendrich / Stand 09-2022